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Totenzettel









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Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern:

In Stralsund erinnern 2 Stätten an Major Ferdinand von Schill:

1. Das Schill-Denkmal (Statue) am Olof-Palme-Platz
2. Schill-Gedenkplatte im Gehweg vor dem Haus Fährstraße 21 zu Ehren Ferdinands von Schill. An dieser Stelle wurde er am 31.05.1809 niedergeschossen.

Inschriften:

1. Inschrift am Schill-Denkmal  am Olof-Palme-Platz:

“DEM ANDENKEN
FERDINAND’s v. SCHILL
UND SEINER WAFFENGEFÆHRTEN”

2. Inschrift der Gedenkplatte im Gehweg Fährstraße 21:

“Schill
+ d. 31.Mai 1809”

Namen der Gefallenen:

Dienstgrad

Name

Vorname

Geburtsdatum und Ort

Todesdatum und Ort

Einheit

Major

SCHILL

Ferdinand Baptista, Freiherr von

06.01.1776 Wilmsdorf bei Dresden

31.05.1809 Stralsund, Fährstraße

Freikorps

Datum der Abschrift: September 2003

Beitrag von: Uwe Schärff
Foto © Uwe Schärff

Geschichtlicher Hintergrund:

Ferdinand Baptist von Schill, eine tragische aber auch schillernde Figur der preußischen Militärgeschichte,  wurde am 06.01.1776 in Wunsdorf bei Dresden geboren.  Im Alter von 14 Jahren trat er in das in Pasewalk in Garnison liegende preußische Dragoner-Regiment Ansbach-Bayreuth ein. Der Kasernenalltag lag Schill jedoch nicht wirklich, was sich in schlechten Beurteilungen und ausbleibenden Beförderungen widerspiegelte.  Erst 1793 wurde er zum Seconde-Leutnant befördert. Auf die nächste Beförderung mußte er bis zum Jahr 1806 warten, was ihn zum dienstältestes Leutnant der preußischen Armee machte.

In der Schlacht von Jena-Auerstedt (14.10.1806) wurde Schill durch einen Säbelhieb schwer verwundet. Sein Regiment hatte sich ergeben, jedoch gelang Schill mit einigen Kameraden die Flucht nach Magdeburg.  Nachdem Magdeburg kurze Zeit später auch die Waffen gegen Napoleons streckte, entfernte Schill sich nach Kolberg, der letzten noch kämpfenden Festung Preußens.

Zusammen mit Neidhard von Gneisenau und dem "Bürgeradjutanten" Nettelbeck trat Schill während der Verteidigung Kolbergs zum ersten Mal positiv in Erscheinung.  Er sammelte Freiwillige um sich und unternahm mit ihnen Streifzüge gegen die Nachschubwege der Franzosen in der Umgebung von Kolberg.  Diese Form von Kriegsführung lag ihm.  Die Franzosen wurden in ihren Plänen immer wieder empfindlich gestört.  Außerdem gelang es Schill, mehrere Gemeindekassen vor dem Zugriff der Franzosen zu sichern.

Am 12.01.1807 erhielt der inzwischen zum Rittmeister beförderte Ferdinand von Schill vom König Friedrich-Wihelm III. die Erlaubnis, auf eigene Kosten aus ausgetauschten Kriegsgefangenen ein Freikorps aufzustellen.  Schon nach kürzester Zeit verfügte das neue „Freikorps von Schill“ über 12 Offiziere, 125 Unteroffiziere und 1400 Mann, mit einer eigenen Batterie 4-Pfünder-Kavallerie-Geschütze. Unter den Offizieren war, als Schwadronsführer, der  spätere Freikorpsführer Adolf von Lützow.  Das Schillsche Freikorps bewährte sich in Kämpfen bei Stargard und Naugard, mußte sich schließlich jedoch auf befestigte Stellungen bei Maikuhle zurückziehen. Bei der Verteidigung von Maikuhle trat Schill mehrmals besonders in Erscheinung, wurde aber erneut schwer verwundet.

Nach dem Frieden von Tilsit am 09.07.1807 wurde das Schillsche Freikorps aufgelöst.  Schill wurde zum Major befördert, mit der höchsten preußischen Tapferkeitsauszeichnung, dem Pour le mérite, ausgezeichnet und mit der Führung einer Ausbildungsabteilung der Leibhusaren betraut.

Am 15.07.1807 urteilte Oberst Neidhard von Gneisenau Schill in einem Schreiben an Generalfeldmarschall von Kleist über Schill:

„Übrigens ist Schill äußerst brav, nur glaube ich nimmermehr, daß er die Talente des Anführers eines großen Korps habe. Sein Ideengang ist springend, ohne irgend etwas zu ergründen. Bei der Lebhaftigkeit seines Charakters wirken andere auf ihn ein, benutzen ihn als Ihr Werkzeug ... Er wird, unter einen General von Einsicht und Charakterstärke gestellt, als Parteigänger schöne Dinge verrichten und der Ruf seines Namens viele Kombattanten um ihn her versammeln.“

Die Aufgabe als Führer der Ausbildungseinheit der Leibhusaren füllte Schill nicht aus, so dass er sich häufig in Nord- und Mitteldeutschland aufhielt, wo er im Einvernehmen mit Scharnhorst und Blücher den Aufstand gegen Napoleon vorbereitete.  Ohne Erlaubnis des Königs verließ Schill Ende April 1809 an der Spitze seines Regiments unter einem Vorwand Berlin und zog gegen die Franzosen ins Feld.  Schnell gesellten sich andere gleichgesinnte preußische Soldaten zu ihm und das nunmehr zweite Freikorps von Schill war geboren.  Nach anfänglichen Erfolgen mußte Schill sich jedoch mit seinen schwer dezimierten Truppen nach Stralsund zurückziehen, wo er am 24.05.1809 eintraf.  Auf den Weg dorthin schlossen sich noch viele idealistische Männer dem Freikorps an.  Schill machte sich daran, die Befestigungen der Stadt zu stärken und befahl ausgedehnte Schanzarbeiten.  Jedoch fehlte es an Unterstützung in der Bevölkerung Strahlsunds.  Sechs Tage nach Schills eintreffen in Stralsund, wurde sein 1.500 Mann starke Truppe, bestehend aus Freikorps von Schill, Rügen´scher Landwehr und schwedischen Soldaten, von 6.000 Dänen, Holländern und Franzosen unter der Führung des franz. Generals Gratien angegriffen.  Am 31.5.1809 gelang es dem Feind am Kniepentor, der Achillesverse der Verteidigungsanlagen Stralsunds, in die Stadt einzudringen.  Es entbrannte ein erbitterter Straßen- und Häuserkampf, in dessen Verlauf Ferdinand von Schill in der Fährstrasse den Tod fand.  Eine in den Boden eingelassene Tafel erinnert heute an diesen Ort (s. Bild oben).

Die Rache Napoleons war grausam. Man trennte den Kopf Schills vom Rumpf  und überbrachte ihn dem König Jerome, dem Bruder Napoleons, den dieser zum König von Westfalen gemacht hatte.  Der Körper Schills wurde auf Befehl des Französischen Generals auf dem Militärfriedhof Stralsunds „verscharrt wie ein Hund.“  Ca. 600 Soldaten des Schill’schen Freiwilligenkorps wurden bis zur Begnadigung im Jahr 1813 zu schwerer Galeerenarbeit in Brest und Cherbourg verurteilt.  Die versprengten Reste des Freikorps wurden von Blücher aufgenommen und geschützt.

14 gefangene Soldaten wurden willkürlich ausgewählt, durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 18., 20. und 22.Juli in Braunschweig erschossen.  Ihre Leichen wurden an Ort und Stelle eingescharrt. Im Grab dieser Soldaten wurde Schills Kopf, der sich bis zu diesem Zeitpunkt in einer Naturaliensammlung in Leyden befand, am 24.09.1837 beigesetzt. Siehe dazu Schill-Denkmal in Braunschweig.

11 Offiziere aus Schills Korps wurden nach Wesel überführt, wegen Straßenräuberei angeklagt und vor ein Kriegsgericht gestellt.  Das vorausbestimmte Urteil lautete auf Tod und so wurden sie am 16.09.1809 auf den Lippewiesen erschossen. Der Überlieferung nach starben sie mit einem Hochruf auf den König und Preußen.  Siehe dazu Schill-Denkmal in Wesel.

Auch der preußische Staat meinte es zunächst nicht gut mit dem Andenken an Major von Schill. Nach einem Kriegsgerichtsverfahren wurde sein kompletter Besitz eingezogen und fiel an den Staat.  Erst 80 Jahre später verlieh König Wilhelm II. dem 1. schlesischen Husarenregiment Nr. 4 den Beinamen „von Schill", womit der Makel des Hochverrats vom Namen Schill genommen war.

 

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