Terrassen
Dach „Thiaumont“
Das zwischen
dem Höhenzug Fleury-Souville und der Anhöhe Froideterre 365 Meter
hoch gelegene Hochplateau Thiaumont war eine mögliche Öffnung nach
Verdun und daher von den Franzosen und Deutschen lange und hart
umkämpft. Da von hier die Verbindungswege durch die engen
Täler“Ravin des Trois Cores“ und „Ravin du Bois Triangulaire“, die
alsbald „Todesschluchten“ genannt wurden, abgehen, wird Thiaumont in
den Berichten vieler Überlebender erwähnt. Allein die Namen
Thiaumont und PC 118 können stellvertretend für das Elend der vor
Verdun kämpfenden Soldaten stehen.
Das
Hochplateau Thiaumont wurde zwischen Juni und Oktober 1916 mehrere
Male erobert und zurückerobert, wobei Geschosse aller Kaliber
niedergingen. MG Blockaden zur Abwehr feindlicher Angriffe oder
Gegenangriffe und intensiver Beschuss mit Splittergranaten zur
Zerstörung der gegnerischen Verteidigungsstellen wechseln sich in
einem unablässigen tödlichen Reigen ab. Während der 10 Monate
dauernden Schlacht vor Verdun werden über 60 Millionen Geschosse
abgefeuert. Es ist eine Schlacht in der das Material den Menschen
besiegen soll, in der das unaufhörliche Trommelfeuer auch das letzte
Fleckchen Erde in eine Mondlandschaft verwandelt.
„Ohne
Unterlass gehen großkalibrige Sprengkörper auf alles sichtbare
Gelände nieder, in den wildesten Momenten können bis zu 10
Explosionen pro Sekunde gezählt werden, manchmal ist es etwas
weniger, aber oftmals dauert es 12 Stunden ohne eine Sekunde Pause.
Der Boden bebt, äußerlich und innerlich zittert alles.“ (Colonel
Roman, 358. Infanterieregiment, zitiert durch J. Pericard.)
Die vom
Vorstoß zur Front schon aufgeriebenen Truppeneinheiten, die in die
Hölle dieses Geschoßregens gerieten wurden von dem Artilleriefeuer
geradezu zerfetzt. Ihre Überreste wurden mit Erde vermengt in großen
Brocken umhergeschleudert. Vor der Befestigungsanlage und dem
Bauerngut Thiaumont büßten manche Einheiten über drei Viertel ihres
Potentials ein. Die Anzahl der Gefallenen, Schwerverletzten und
Vermissten war unübersehbar.
„Soweit man
sieht ist alles verbrannt, zermalmt, durchwühlt, alles liegt
durcheinander: Erde, Steine, Trümmer und Leichen“ (ibid.)
Dort wo die
Schützengräben vom Artilleriefeuer eingeebnet wurden, wo die
Verbindungsgräben verschüttet und die leichten Verschanzungen
zerstört waren, bleiben den Soldaten zu Ihrem Schutz nur noch die
Einschlaglöcher. Sie waren vom Hinterland völlig abgeschnitten und
konnten nicht mehr versorgt werden. So kauerten die Landser oft
tagelang im Gestank der verwesenden Gefallenen „von der Kälte
erstarrt und in sich zusammengesunken“ (Thellier de Poncheville). Ihre
einzige Verbindungsmöglichkeit war die Entsendung eines Läufers, und
ihre Weisung lautete: „Standhalten“
Heute noch
birgt die Erde dieses Teils der Maasregion unter den Trümmern der
Befestigung Thiaumont die Überreste zahlloser vermisster Soldaten.
In diesem abgeschirmten Gebiet hallt noch heute jedes Einschlagloch,
jeder Kraterrand, jede Bodensenkung vom Flüstern und von den
Schreien dieser Frontkämpfer wider, „die am Kalvarienberg Verdun
tausendfach gekreuzigt wurden“ (G. Canin). |