Abschrift Informationstafel:
Tirol besaß seit dem 13. Jh. eine Sonderstellung im römischen Reich,
ja in ganz Europa. Es fühlte sich immer nur einem einzigen
politischen Ziel verpflichtet: der Freiheit des Landes. Ihr
Landesbewusstsein und ihre militärische Kraft stellten die Tiroler
durch eine einzigartige Tat unter Beweis. Während des spanischen
Erbfolgekrieges (1700-1714), der zwischen dem römisch-deutschen
Kaiser und dem König von Frankreich auf den Schlachtfeldern
Italiens, Spaniens und Süddeutschlands ausgetragen wurde, verbündete
sich der bayrische Kurfürst Max Emanuel, obwohl Reichsfürst, mit
Frankreich, und überfiel gemeinsam mit diesem Tirol. Zu Beginn des
Monats Juli 1703 rückten die Bayern von Norden, die Franzosen von
Süden ein. General Gschwindt, Fld. Vaubon, die wenigen kaiserlichen
Truppen und Behörden versagten vollkommen. Die Landesregierung aber
rief zum Sturm auf und schlug die Bayern und Franzosen blutig
zurück. Am 26. Juli zogen die Tiroler als Sieger in Innsbruck ein.
Zum Dank für die Befreiung errichteten die Landesstände in Innsbruck
die Annasäule.
Nach
seinem kampflosen Einzug in Innsbruck residierte der bayrische
Kurfürst mit barockem Pomp in der Hofburg. Um seinen vermeintlichen
Erfolg zu sichern, sandte er seine Bataillone über den Brenner und
den Reschen nach Süden, gleichzeitig öffnete er sich einen zweiten
Versorgungsweg über Zirl und Scharnitz nach Bayern. Da durch die
Unfähigkeit des kaiserlichen Generals Gschwindt die Festung
Scharnitz und die Schanze Leutasch unbesetzt waren, ließ sie der
Kurfürst am 27. Juni mit 300 bzw. 90 eigenen Soldaten besetzen. Aber
damit war noch nicht viel gewonnen. Getreu dem Gesetz von 1511
schritt die Bevölkerung zur Selbsthilfe, Landesverteidiger aus
Flauring bis Inzing „verhackten“ den Weg am Zirlerberg, d.h. sie
machten ihn ungangbar und versperrten damit den bayrischen
Verstärkungstruppen den Weg nach Tirol. Zwei Tage später, am 21.
Juli, stürmten Schützen und kaiserliche Soldaten die Schanze von
Leutasch, vertrieben die bayrische Besatzung und eroberten sogar
Geschütz und Munition. Bei Scharnitz bestiegen Imster und
Hörtenberger Schützen die seitlichen Bergflanken und nahmen die
bayrischen Besatzer unter gezieltes Feuer. Als Soldaten des
Regimentes Starkenberg frontal angriffen, sprengten die Bayern den
Pulverturm und flüchteten nach Mittenwald.
In der
Zwischenzeit war die Lage des Kurfürsten in Innsbruck unhaltbar
geworden: Der Vorstoß über den Reschen war bei der Pontlatzer Brücke
gescheitert, am Brenner hatten die Südtiroler Aufgebote die Bayern
aufgehalten und trieben sie durch das Wipptal zurück, im Unterinntal
hatten Schützen und Knappen Rattenberg und Hall zurückerobert. Somit
musste der Rückzug trotz der Verschanzungen bei der Martinswand in
Zirl und beim Schwarzen Kreuz (Völs) über Scharnitz erzwungen
werden. Dieser Rückzug wurde für die Bayern sehr verlustreich, aber
auch die Bevölkerung von Zirl bis Scharnitz litt sehr darunter, da
die zurückgehenden Soldaten alle Kriegsgräuel der Türkenkriege
verübten.