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Schleswig (Schloß Gottorf: 1920), Kreis Schleswig-Flensburg, Schleswig-Holstein
PLZ 24837
Eine
erläutende Tafel vor dem Findling sagt: „ Im März 1920 erschütterte der
Kapp-Putsch, ein Staatsstreich von rechts, die junge Weimarer Republik. Der
größte Teil der Schleswiger Bevölkerung bekannte sich zur gestürzten,
legalen Regierung und isolierte die in Schloß Gottorf liegende Garnison,
deren Offiziere sich dem Putsch angeschlossen hatten.
In
nationalsozialistischer Zeit fand eine Umwertung der Ereignisse statt. Sie
machte die Verteidiger der republikanischen Verfassung zu Aufständischen und
die Putschistenanhänger zu Helden, denen dieser Gedenkstein am 26. Juli 1936
gesetzt wurde. Er erinnert an einen Offizier [einen Sergeanten] und 5
Soldaten, die bei einem militärischen Ausfall gegen republiktreue Arbeiter
und Bürger am 18. März 1920 getötet wurden. Er verschweigt den Tod des
Lederarbeiters Heinrich Fabian, der an demselben Tag nördlich des Schlosses
auf der Flensburger Straße einem verirrten Infanteriegeschoß zum Opfer fiel.
Vor diesem
historischen Hintergrund legt der Gedenkstein heute ein zweifaches Zeugnis
von politischen Verhältnissen und Geistesströmungen in Zeiten eines
„Verwirrten Deutschland“ ab.“

Inschriften:
Namen der Gefallenen:
Dienstgrad |
Name |
Vorname |
Todesdatum |
Einheit |
Bemerkungen |
Husar |
ALBRECHT |
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18.03.1920 |
3. Eskadron,
Hus. Rgt. 16 |
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Husar |
BÖRM |
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18.03.1920 |
3. Eskadron,
Hus. Rgt. 16 |
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Husar |
JACOBS |
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18.03.1920 |
3. Eskadron,
Hus. Rgt. 16 |
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Husar |
MÜLLER |
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18.03.1920 |
3. Eskadron,
Hus. Rgt. 16 |
|
Husar
|
NEUJAHR |
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18.03.1920 |
3. Eskadron,
Hus. Rgt. 16 |
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Sergeant |
SCHEEL |
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18.03.1920 |
3. Eskadron,
Hus. Rgt. 16 |
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Leutnant |
SCHILLER |
Reinhard von
|
18.03.1920 |
3. Eskadron,
Hus. Rgt. 16 |
1) |
Hintergrund: Während des Kapp-Putsches unternahm
unter der Leitung des späteren Majors de Osa ein Stoßtrupp einen Ausfall in
Richtung Kanonendenkmal durch die Schloßallee, der von den dort postierten
bewaffneten Arbeitern blutig zurückgeschlagen wurde. Dabei fanden sieben
Soldaten den Tod, darunter Leutnant von Schiller, der auf der Nordseite der
Schloßinsel bei einem Ausfallversuch in Richtung Neuwerkgarten fiel. (Zitat
aus: Nils Vollertsen „Der Kapp-Putsch in Schleswig ....“ in „Beiträge zur
Schleswiger Stadtgeschichte“ 24/1979, Seite 152f ).
Weitere Informationen über den Kapp Putsch finde Sie bei
de.wikipedia.org/wiki/Kapp_Putsch.
Die
Tafelaufschrift stützt sich auf Berichte der Unteroffizierskommission vom
22.03.1920 und des Militärbefehlshabers für Schleswig vom 10.04.1920. Die
Tafelaufschrift wurde seinerzeit heftig diskutiert und seine Entfernung
gefordert. Das Landesarchiv Schleswig (LAS) hat sich dabei für die Erhaltung
des „Denkmals“ eingesetzt. Der Stein sei eines der letzten historischen
Denkmäler auf der Schloßinsel, die ansonsten leergeräumt sei von Zeugnissen
der preußischen Kasernenzeit. (Mitteilung des Landesarchivs vom Dezember
2004. Als Quellen genannt: LAS Abt. 301 Nr. 5712 und 5713, LAS Abt. 309
Nr.16938 und 22855).
1) Aus
Mitteilungen der Familie von Schiller:
Johann Reinhard von SCHILLER wurde am 20.05.1897 in Breslau geboren. Er fiel
am 18.03.1920 in Schleswig als Leutnant im Husarenregiment 16.
Seine Eltern heirateten am 15.02.1896 in Brieg und lebten in Hirschberg
(Riesengebirge):
Wilhelm von SCHILLER, geboren 02.02.1869 in Seiffersdorf / Schlesien,
verstorben am 15.02.1937 in Hirschberg sowie Dorothea geb. Schärff [nicht
verwandt mit dem Autor dieses Beitrages], geboren am 08.05.1877 in Brieg,
verstorben am 22.03.1964 in Tecklenburg.
Sie hatten noch einen weiteren Sohn (* 1901) sowie eine Tochter (* 1902).
Datum der
Abschrift: Juni 2004
Beitrag von:
gghhev.de (Uwe Schärff)
Foto © Uwe Schärff
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