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Onlineprojekt Gefallenendenkmäler - von Ahnenforschern für Ahnenforscher

 

 


 

 

Kiel (Alte Garnisonskirche St. Paulus: Gefecht von Tres Forcas), Schleswig-Holstein

PLZ 24105

Alte Garnisonskirche St. Paulus: Wandplakette im Kirchenschiff rechts an der Rückwand. Heller Marmor, oben gerundet, mit goldener Beschriftung.

Inschriften:

Gefallen bei Tres=Forkas am 7. August 1856.

Namen der Gefallenen:

1856

Dienstgrad

Name

Todesdatum & Ort

Einheit

Matrose II.Kl.

COULSON

07.08.1856
Kap Tres Forcas, Marokko

Preuss. Marine, Radkorvette „Danzig“

Matrose III.Kl.

FISCHER

07.08.1856
Kap Tres Forcas, Marokko

Preuss. Marine, Radkorvette „Danzig“

Gefreiter

LÜPKE

07.08.1856
Kap Tres Forcas, Marokko

Seebataillon, Radkorvette „Danzig“

Lieutenant z.S. I. Kl., Adjutant des Admirals Prinz Adalbert von Preussen

NIESEMANN

07.08.1856
Kap Tres Forcas, Marokko

Preuss. Marine

Schiffsjunge

SELKE

07.08.1856
Kap Tres Forcas, Marokko

Preuss. Marine, Radkorvette „Danzig“

Matrose III.Kl.

SENGEISEN

07.08.1856
Kap Tres Forcas, Marokko

Preuss. Marine, Radkorvette „Danzig“

Matrose III.Kl.

SPRINGSTOBBE

07.08.1856
Kap Tres Forcas, Marokko

Preuss. Marine, Radkorvette „Danzig“

Hintergrund: Das im Nachhinein vielfach heroisierte Gefecht bei Tres Forcas gilt heute als Beginn der
später als ‚Kanonenboot-Politik’ bezeichneten außenpolitischen Handlungsweise Preußens.
Das Kap Tres Forcas liegt nur wenige Kilometer nördlich der an marokkanischer Küste gelegenen
spanischen Enklave Melilla im Alboranischen Meer (Mittelmeer zwischen dem Kap und der spanischen
Insel Alborán).
12 Angehörige des dort lebenden Stammes der Rif-Kabylen (benannt nach dem Rif-Gebirge) hatten am
7.12.1852 die gestrandete Stettiner Brigg ‚Flora’ überfallen und geplündert, den Kapitän verletzt und
einen Matrosen über Bord geworfen, der dabei umkam. Nach damaliger Auffassung verlangte so etwas
nach einer Strafexpedition, die Preußen wegen fehlender Marinekräfte nicht leisten konnte, Spanien und
England nicht leisten wollten. Der Vorfall geriet schließlich in Vergessenheit, nur nicht beim „Admiral der
Preußischen Küsten“, Prinz Adalbert von Preußen, der die Bedeutung der Marine forcieren wollte.
Im Frühjahr 1856 befand sich ein Übungsgeschwader der jungen Preußischen Marine unter dem
Kommando des Prinzen im Mittelatlantik. Nachdem die Segler nach Südamerika entlassen worden
waren, setzte die Raddampfkorvette ‚Danzig’ Kurs auf das Schwarze Meer. Nach passieren der Enge von
Gibraltar ließ der Admiral, der nach Auflösung des Geschwaders eigentlich nicht mehr kommandierender
(Kommandant: Korvettenkapitän Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld), jedoch ranghöchster
Offizier war, vor Tres Forcas zum Schein Küstenbeobachtungen vornehmen, worauf die ausgesetzten
Boote prompt vom Ufer aus beschossen wurden.
Diese ‚Beleidigung der Flagge’ nahm Prinz Adalbert zum willkommenen Anlass, mit einem
Expeditionskorps von etwa 60 Mann die Uferhöhen zu stürmen und sich auf ein wildes Feuergefecht mit
den Rif-Piraten einzulassen, die alsbald massive Verstärkung erhielten. Hierbei wurden 22 Mann verletzt,
darunter der Admiral, der einen Oberschenkeldurchschuss erlitt. Der ‚Rückzug’ artete in eine wilde Flucht
aus, bei der sogar drei der gefallenen Kameraden zurückgelassen werden mussten.
Das im Grunde unrühmliche Scharmützel sorgte in der Bevölkerung für Feierstimmung anlässlich der
ersten ‚Heldentat’ der jungen Marine, in Regierungskreisen jedoch für heftige Kritik. Wäre der Prinz bei
dieser gezielten Provokation getötet worden, hätte die Staatsraison einen Krieg mit Marokko verlangt.
Als Strafexpedition war der Alleingang des Prinzen ungeeignet, da man von den ‚Barbaren’ in die Flucht
geschlagen worden war und sogar Kameraden zurücklassen musste. Diesem Umstand trug die Marine
durch eine Dienstanweisung Rechnung, die solche Alleingänge auf fremdem Territorium ohne
Rücksprache mit der Regierung resp. dem Oberkommando fortan verbot. Prinz Adalbert kostete der
Vorfall praktisch die erhoffte Karriere als Oberbefehlshaber der Marine, nachdem er zwar 1859 zum
Ordentlichen Admiral befördert wurde, bei einer Umstrukturierung 1860 und auch weiterhin jedoch
übergangen wurde.
Zwei der am Gefecht beteiligten Seekadetten avancierten später zu Admiralen (Batsch und Knorr).
Vier der Gefallenen erhielten in Gibraltar unter starker britischer Beteiligung ein feierliches Begräbnis. Die
Marine spendete in den folgenden Jahren für ein Denkmal, das am 8. Januar 1863 auf dem Friedhof in
Gibraltar enthüllt wurde. Es zeigt einen Adler auf einem Steinsockel.

Neufassung aus redaktionellen Gründen am 17.04.2022.

Datum der Abschrift: 30.03.2005

Verantwortlich für diesen Beitrag: Fred Watty | Genealogische Gesellschaft HH e.V.
Foto © 2005 www.panorama-service.net (Gedenkplatte); „Danzig“: unbekannter Photograph

 

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