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Onlineprojekt Gefallenendenkmäler - von Ahnenforschern für Ahnenforscher

 

 


 

 

Heubronner Eck, Gemeinde Münstertal/Schwarzwald, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg

PLZ 79244

Am Heubronner Eck, Kapelle auf erhöhter Anlage; am Aufgang zur Kapelle Hinweistafel sowie an der Kapelle eine weitere Tafel und in der Kapelle eine Steinplatte am Boden mit Inschrift (siehe auch Beitrag: Münstertal im Schwarzwald (St. Trudpert))

Inschriften:

Hinweistafel:
Willibald Strohmeyer Gedächtniskapelle
Diese Kapelle wurde zum Gedenken an Pfarrer und Dekan Willibald Strohmeyer errichtet. Er war von 1910 bis 1945 Pfarrer in St. Trudpert in Münstertal. Darüber hinaus war er von 1924-1931 Superior im gleichnamingen Kloster und ab 1939 Dekan im Dekanat Neuenburg. Kurz von Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er am 22. April 1945 ohne ersichtlichen Grund von einem SS-Kommando zunächst Richtung Münsterhalden verschleppt und anschließend durch Genickschüsse umgebracht.
Erst zwei Wochen später fand man seine Leiche in der Nähe der heutigen Kapelle.
Die letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof von St. Trudpert. Er wird heute als katholischer Märtyrer verehrt.

Den Grundstein für die Willibald Strohmeyer Kapelle wurde am 22. Oktober 1946 gelegt und am 31. August 1947 wurde die Kapelle von Erzbischof Dr. Conrad Gröber geweiht.

(Bilder seiner Wirkunsstätten und Übersichtsplan)

Tafel an der Kapelle:
SS-Terror und Priestermord in Münstertal
Pfarrer Willibald Strohmeyer zur Erinnerung
(Auszug aus dem Text:)
Die blutige Spur des II. Weltkrieges mit seinen 55 Millionen Toten, darunter 5.431.000 deutschen Soldaten und 3.333.000 deutschen Zivilisten, führt hinein bis ins abgelegene Münstertal mit seinen 265 gefallenen Soldaten.
Um selbst so lange wie möglich überleben zu können, führten die braunen Machthaber noch bis zuletzt einen rücksichtlosen Krieg gegen das eigene Volk. Dazu ist auch Münstertal etwa ab Mitte Februar 1945 von einem SS-Jagdkommando in der Stärke von zwei Zügen besetzt worden. Führer dieser hauptsächlich aus französischen Fremdenlegionären und Milizangehörigen fremder Länder wie Spanien, Arabien, China u.a. zusammengewürfelten Truppe war der SS-Untersturmführer (Leutnant) Heinrich Perner. Er war am 05.09.1909 geboren, deutsch, mittelpunktsbedürftig und wie sein von ihm "geliebter Führer Adolf Hitler", der nach dem Krieg im Umkreis von 10 km "keinen lebenden Pfaffen mehr" sehen wollte. Er war Katholik und fanatischer Kirchenhasser. Der Totenkopfoffizier regierte im Münstertal mit Gesinnungsterror, Drohung mit Erschießen, Auslieferung an die Gestapo und der Ankündigung, er werde "den Pfarrer von St. Trudpert noch öffentlich aufhängen lassen, und zwei Scharfschützen im Hinterhalt postieren, um eine Leichenabnahme zu verhindern, ... Die Pfaffen sind an allem Schuld! Das halbe Münstertal gehört aufgehängt! - Diese schwarze Bande!" Soweit die Hassausbrüche des damaligen SS-Kommandanten in Münstertal.
...
Französische Truppen standen bereits in Freiburg und in Müllheim als H. Perner am 22.04.1945, kurz nach 10 Uhr, in Begleitung von zwei SS-Soldaten im PKW von dem Pfarrhaus in Münstertal eintraf. Während der Fahrer Bussichas, im Wagen zurückblieb, ging er mit seinen Kumpanen ins Haus und erkundigte sich nach dem Pfarrer Willibald Strohmeyer. Ohne anzuklopfen betrat er das Arbeitszimmer des Geistlichen und flegelte ihn an: "Sie sind doch der Strohmeyer? Kommen Sie mal mit!"

Der 68 Jahre alte Priester war seit 36 Jahren in Münstertal tätig und dort sehr beliebt. Er war auch dafür bekannt, dass er Religion und Politik stets zu trennen verstand. Er erhob sich betroffen und folgte. Als seine hinzukommende Schwester fragte, was denn überhaupt los sei, wurde sie von Perner angebrüllt: "Darüber bin ich ihnen keine Rechenschaft schuldig!" In gleich rüden Ton verfuhr er mit den beiden Vikaren im Hause. Perners Begleiter (Name unbekannt) fingerte bei dem Auftritt theatralisch am Revolver und gab den Geistlichen "zwei Minuten Zeit zum Umziehen." Danach führen die Schergen mit dem Priester nach Münsterhalden zum Gasthaus Böhler, in dem sich damals das SS-Hauptquartier befand. Perner verließ dort das Fahrzeug und befahl dem unter der Tür stehenden H. Wauer und dem Fremdenlegionär Roglin (lt. Gerichtsakten "ein wilder, gefährlicher Baske"): "Fahren Sie den Pfarrer hinauf zum Haldenhof und erschießen Sie ihn!"
Wauer und Roglin stiegen in den PKW. Perner blieb zurück. Auf der Fahrt zum Tatort wurden an einer der auf der Strecke liegenden Werwolfstellungen Hacke und Schaufel besorgt; zwei weitere Legionäre, Delotter und Leyrat, stiegen zu. Danach ging die Fahrt weiter, einige 100 Meter den Waldrand hinauf. An einem nach links aufwärts führenden Seitenweg wurde angehalten. Der Priester musste aussteigen und dann zusammen mit seinen Henkern den Waldweg hinaufgehen. Oben angekommen wurde er mit zwei Genickschüssen ermordet. Der Tote wurde noch ausgeraubt, bevor man ihn verscharrte.
Der Legionär Leyrat nahm die goldene Uhr des Geistlichen an sich; Horst Wauer bündelte die anderen Habseligkeiten in ein Taschentuch zur Ablieferung an seinen Chef Heinrich Perner. Auf dem Weg zu ihm, rief er einem anderen Angehörigen seiner Einheit großtuerisch zu: "Weißt Du schon, das wir den Schwarzen von St. Trudpert umgelegt haben?" Dann prahlte er weiter im Henkersjargon. Die mit Tannenreisern, Wasen und Erde zugedeckte Leiche ist am 06.05.1945 von einem Suchtrupp aufgefunden worden. Über Einzelheiten des Tathergangs liegt, auch nach damaligen Presseberichten, ein undurchsichtiger Schleier.
...
Heinrich Perner und die beiden SS-Unterscharführer Horst Wauer und Erich Spannagel hatten sich nach ihrer Verhaftung wegen Mordes und Totschlags im Juni 1948 vor dem Schwurgericht des Landesgerichtes Freiburg zu verantworten. ...
Zum Bau der Gedächtniskapelle wurde mit Genehmigung der französischen Militärregierung am 22.10.1946 der Grundstein gelegt. Am Sonntag, den 31.08.1947 wurde die Kapelle durch Erzbischof Dr. Conrad Gröber, Freiburg, unter der Beteiligung von über 3000 Gläubigen feierlich eingeweiht. Das Grab von Pfarrer Willibald Strohmeyer befindet sich auf dem Friedhof der Gemeinde Münstertal links vom Haupteingang. Dekan Willibald Strohmeyer wird in seiner Pfarrgemeinde St. Trudpert Münstertal wie ein Heiliger verehrt.

Steinplatte in der Kapelle:
Hier wurde am 6. Mai 1945 der Leichnam d. H. H. Pfarrektors v. Sankt Trudpert
Willibald Strohmeyer
Dekan und geistl. Rat gefunden. Wenige Tage vor dem Kriegsende am 22. April 1945 wurde er v. SS-Leuten verhaftet, entführt u. grausam ermordet.
Bis in d. Tod für d. Gerechtigkeit
(Sir. 4.33)

Namen der Gefallenen:

2. Weltkrieg

Foto

Name

Vorname

Geburtsdatum & Ort

Todesdatum & Ort

Bemerkung

STROHMEYER

Willibald

06.07.1877, in Mundelfingen

22.04.1945, in Münstertal

Pfarrer und Dekan, ermordet

Datum der Abschrift: 19.07.2016

Verantwortlich für diesen Beitrag: W.Leskovar
Foto © 2016 W.Leskovar

 

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