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Moosseedorf (Schlacht am Grauholz), Bezirk Bern-Mittelland, Kanton Bern, Schweiz

PLZ 3302

Am Rande von Moosseedorf: Denkmal auf einer Anhöhe, auf einem rechteckigen Unterbau eine runde Säule mit Lorbeerkranz, Säule wirkt oben wie abgebrochen, Inschriften auf zwei Seiten; etwas daneben Informationstafel zur Geschichte, Text in Deutsch und Französisch, dazwischen Skizze mit den Truppenbewegungen sowie den Daten und Orten der verschiedenen Schlachten

Inschriften:

Den treuen Verteidigern des Vaterlandes unter
General v. Erlach
im unglücklichen Kampfe gegen fremde Übermacht
5. März 1798

Seid einig

Errichtet auf Anregung des Kant. Bernischen
Offiziersvereins vom Bernervolke
1886

Hinweistafel:
Informationstafel zur Schlacht am Grauholz
Geschenk der Kantonal Bernischen
Offiziersgesellschaft vom 23.05.2011

Am Rand des „Grauholz“ genannten Waldes zwang das sumpfige Gelände die Strasse Solothurn – Bern nach Südosten. Dort mündete sie in die Strasse Zürich – Bern. Die vereinigte Strasse führte über den „Sand“ ansteigend auf die Zähringerstadt zu. Wer sich von Norden her militärisch der Stadt bemächtigen wollte, zog mit Vorteil hier durch.

Am späten Abend des 23. November 1797 fuhr Napoleon Bonapartes auf dieser Strasse, von Mailand über Lausanne und Bern her kommend in Richtung Fraubrunnen und von dort dann weiter nach Rastatt. Der korsische Feldherr hatte in Italien die Österreicher zu einem Frieden genötigt, in welchen sich Frankreich und Österreich gegenseitig die beiden neutralen Staaten Venedig und die Eidgenossenschaft zur Beherrschung freigaben.

Die Eidgenossenschaft war isoliert. Sie wies zudem auf der Ebene des Bundes und in den einzelnen Kantonen einschliesslich des aristokratischen Bern Schwächen im inneren Zusammenhalt auf. Revolutionäre Bewegungen von Stäfa bis Rolle zeigten, dass die Zukunft ohne Einbezug der bisher minderberechtigten Untertanen nicht zu bewältigen war. Der aufmerksame Beobachter Bonaparte kam zum Schluss, der Ertrag einer Eroberung für Frankreich (Alpentransversalen, Staatsschätze und schweizerische Wehrkraft) lohne den Aufwand. Vielleicht lasse sich die Aufgabe sogar gewaltlos lösen, wenn es gelingen würde, eine profranzösische Revolution auszulösen.

Die durch die Besetzung des Südteils des Bistums Basel samt Biel im Dezember 1797 und durch einen Aufmarsch im Raume Genf unterstützte Revolution der Schweiz gelang in Basel und in der Waadt, kam aber nicht über die Linie Basel – Biel – Payerne- Saint Maurice hinaus. Das Scheitern der Revolution im Osten zwang Frankreich, direkte Gewalt zu gebrauchen. Zwei Kolonnen sollten sich vor Bern vereinigen. Die westliche, Guillaume Marie Anne Brune, stiess am 2. März bis Freiburg vor und gewann in der Nacht vom 4. auf den 5. März das erste Gefecht von Neuenegg, bevor die bernische Reserve unter Johann Rudolf von Graffenried und Johannes Weber das zweite Gefecht für Bern entschied. Die nördliche Kolonne unter Balthasar von Schauenburg nahm am 2. März 1798 Solothurn. Am 5. März 1798 gewann sie auf dem Tafelenfeld nördlich von Fraubrunnen das Gefecht gegen rund vier Bataillone.

Hier im Grauholz überfluteten zunächst Flüchtlinge die zwei trotz politischen Auflösungserscheinungen treuen Bateillone (Samuel Tillier links, Gottlieb Daxelhofer rechts der Strasse) und die Stellungen der fünf Kanonen (Carl Manuel, Bernhard Emanuel von Rodt). Der französische Angriff wurde geführt durch rund zwei Bataillone in Front auf der Strasse und je rund ein Bataillon beidseits umfassend, durch den Grauholzwald beziehungsweise über den Hügel, auf dem wir stehen. Das Gesamtkräfteverhältnis hier im Grauholz war 18000 Franzosen gegen höchstens 1000 Berner, 21 französische Bataillone gegen zwei bernische, 17 französische Kanonen gegen fünf bernische. Bis zuletzt im Gefecht standen Carl Ludwig von Erlach und, um der Moral aufzuhelfen, alt Schultheiss Niklaus Friedrich von Steiger. Steiger rettete sich mit knapper Not und wurde zum Symbol des Widerestands, Erlach wurde in Wichtrach von Angehörigen des Landsturmes ermordet, ein Opfer verwirrter Zeit.

Das Grauholz aber wurde zur Inspiration. Friedrich Schiller, welcher die Unglücksfälle der Schweiz genau verfolgte, kommentierte die Strukturschwäche des Bundes 1804 im „Wilhelm Tell“ mit Attinghausens Worten „Seid einig – einig – einig –„.

Antoine Henri Jomini aus Payerne würdigte im Rückblick den Wert des Widerstandes in seiner Aufforderung an die Schweizer: „Bestrebt, dem Schultheissen Steiger nachzueifern, werdet Ihr Euch Freiheit zu behaupten wissen“.

Das Berner Volk, bewegt von seinen Offizieren, errichtete 1886 das Denkmal. Die demokratische, mit sich selber ausgesöhnte Schweiz hatte die Lehren von 1798 verarbeitet. Die von Rudolf Minger geförderte Verlegung des Denkmals an diesen weithin sichtbaren Platz verlieh der Botschaft die eidgenössische Sanktion und die anhaltente Fürsorge für das Monument (z.B. Parteien von Moosseedorf 2007, Kantonal Bernische Offiziersgesellschaft 2011 beweist, dass es auch heute seinen gültigen Platz hat, den Gefallenen zur Ehre, der Nachwelt zur Lehre.

Datum der Abschrift: 19.03.2016

Verantwortlich für diesen Beitrag: W.Leskovar
Foto © 2016 W.Leskovar

 

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