Glatt im Bauernkrieg von 1525 Im Bauernkrieg von 1524/25 erhoben sich in
Südwestdeutschland die Bauern über Herrschaftsgrenzen hinweg gegen ihre Herren.
Beflügelt von den Ideen der Reformation bildeten sie „Christliche Bruderschaften“.
In den berühmten „Zwölf Artikeln“ prangerten sie Missstände an und stellten
Frondienste und Leibeigenschaft in Frage. Die Vordenker der revolutionären Bewegung
strebten eine neue Gesellschaftsordnung auf der Basis des Evangeliums an.
Im östlichen Schwarzwald wurde Thomas Maier aus Loßburg zum Führer der
Aufständischen. Als im April 1525 die Bauernhaufen überall zu ihren Zügen
aufbrachen, führte er seinen Haufen von 1200 Mann vom Vogelsberg ins Neckartal herab,
wo er Anfang Mai die Stadt Sulz und das Schloss Albeck eroberte. Auf seinem Weg wiegelte
er die Bauern aller angrenzenden Herrschaften auf, auch die neuneckischen in Glatt.
Der Ortsherr Reinhard von Neuneck hatte alle Hände voll zu tun, um in pfalzgräflichen
Diensten die bäuerliche Erhebung im Ries niederzuschlagen. Schloss Glatt vertraute er
seinem Bruder Hans Oswald an, der aber Mitte April nach Tübingen abgefordert wurde.
Er übergab das Schloss einer Burghut aus Glatter Bürgern, die es unter keinen
Umständen an die Aufständischen ausliefern sollten.
Doch die Unzufriedenheit
hatte die Glatter Bauern längst erfasst. Der Großbauer Konrad Ritter berief eine
Gemeinde ein und hielt aufrührerische Reden. Auch Müller Simon Schwind warb für
den Aufstand. Unter dem Druck ihrer Dorfgenossen und des anrückenden Maierschen Haufens
übergab die Burghut am 28. April 1525 das Schloss. Die Vorräte wurden geplündert,
Geschütz und Pulver weggeführt, der 1521 errichtete Galgen als verhasstes Herrschaftssymbol
zerstört.
Zwei Wochen später, am 12. Mai, wurde das Schicksal der Aufständischen
in der Schlacht bei Böblingen besiegelt. Thomas Maier wurde auf der Flucht gefangen und von
Hans Oswald von Neuneck in Tübingen hingerichtet. Die Aufständischen aus Dettingen
und Glatt saßen meist nur kurze Zeit im Gefängnis, wurden aber mit empfindlichen Geldstrafen belegt.
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