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Hamburg (Dammtordamm - „76er“ Denkmal)
Kriegerdenkmal am Dammtordamm für die Gefallenen des 1. Weltkrieges
des Infanterieregiment Nr. 76. Es wurde 1936 nach einem Entwurf
von
de.wikipedia.org/wiki/Richard_Kuöhl
errichtet. Rechteckiger Klotz mit rundherum marschierenden Soldaten
mit Stahlhelmen. Dieses Denkmal sollte gleichzeitig als Gegendenkmal
zum Hamburger Ehrenmal von Ernst Barlach am Hamburger
Rathausmarkt
fungieren. Dazu ein weiteres „Gegendenkmal“
von
de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hrdlicka
ohne Inschrift, sowie eine erklärende Tafel
zwischen altem Denkmal und Gegendenkmal.
Linksseitig vom Denkmalsblock Steinwand und davorliegende Steinplatte mit Widmungen
Inschriften:
Deutschland muss leben
und wenn wir sterben müssen
Wand: Grosstaten der Vergangenheit sind Brückenpfeiler der Zukunft. 2. Hanseatisches
Inf.Regt.Nr.76. 1870-1871 Metz Toul Paris Dreux Loigny Orleans Meuny Freteval Le Mans Inf. Regt.
Hamburg 2. Hanseatisches Inf.Regt. Nr. 76 1914-1918 Lüttich Mons Marne Ourry Moolinss.T.Les Eparges
Somme Arras Flandern Cambrai Grosse Schlacht Monchy-BapaumeDalenriennes Reserve Inf. Regt. Nr. 76
1914-1918 NoyonBevoraignesSouchez Givenchy Somme La Bassee Somme Ypern Arras Flandern Kemmel Lannysur Maiz Le
Caieau
Linke Seitenwand: Zu Ehren der gefallenen und vermissten Kameraden 1939-1945
225. Infanterie Division
Davorliegende Platte:
Unseren gefallenen und vermissten Kameraden des zweiten Weltkrieges
1939-1945 Panzergrenadier Regt. 76
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Eine erklärende Tafel zwischen altem Denkmal und Gegendenkmal hat folgenden Text:
„76er – Kriegerdenkmal, Richard Kuöhl, 1936.
Mahnmal gegen den Krieg, Alfred Hrdlicka, 1985/86.
Nach dem ersten Weltkrieg entschied der Senat, dass in Hamburg keine `Heldengedenkstätte`, sondern ein zentrales Mahnmal für die Gefallenen des Krieges errichtet werden sollte. Direkt am Rathausmarkt wurde 1931eine hohe Stele mit der Darstellung einer trauernden Mutter mit Kind von Ernst Barlach aufgestellt. Die Inschrift lautet `Vierzigtausend Söhne der Stadt ließen ihr Leben für euch`.
Dieses Mahnmal genügte nationalistischen Kreisen jedoch nicht. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde 1934 ein Wettbewerb für ein Denkmal für das Hamburger Infanterieregiment 76 ausgeschrieben. Teilnehmer sollten `reichsdeutsche arische Architekten und Bildhauer` sein. Der NS-Senat genehmigte den Entwurf eines Denkmalblocks von Richard Kuöhl. Die umlaufende Darstellung, Soldaten in Marschuniform sowie die Inschriften `Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen` und `Großtaten der Vergangenheit sind Brückenpfeiler der Zukunft`, zeigen die kriegsvorbereitende NS-Propaganda. Am 15. März 1936 wurde das Denkmal mit einer Militärparade eingeweiht.
Fälschlich als Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs gedeutet, erhielt es 1957 eine zusätzliche Tafel zur Erinnerung an Gefallene des Zweiten Weltkriegs.
Nach 1945 wurde immer wieder die Zerstörung des Denkmals mit der Begründung gefordert, es verherrliche Militarismus und Heldentod. Der Senat entschied, das Denkmal als Zeugnis der Geschichte am Ort zu belassen, es jedoch zu kommentieren. Auf Empfehlung der Hamburger Kunstkommission wurde der Wiener Bildhauer Alfred Hrdlicka beauftragt, `den Platz so umzugestalten, dass aus einer Kriegsverherrlichung ein Mahnmal gegen den Krieg wird`.
Hrdlickas Entwurf kontrastierte den massigen Block des 76er Denkmals mit einem zerbrochenen Hakenkreuz, das den Grundriss für eine offene Anlage aus vier einzelnen Denkmalteilen bilden sollte. Die Teile sollten aufeinander folgend jeweils nach Entstehung aufgestellt werden und den Zweiten Weltkrieg thematisieren: `Hamburger Feuersturm`, `Verfolgung und Widerstand`, `Soldatentod` und `Frauenbild und Faschismus`. Zum vierzigsten Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 wurde der `Hamburger Feuersturm`, am 29. September 1986 die Skulptur „Untergang von KZ Häftlingen` errichtet. Nur diese beiden Teile wurden realisiert.“
Datum der Abschrift: Juni 2006, Ergänzung 01.03.2013
Beitrag von: Olof von Randow, Ergänzung R. Krukenberg (Inschriften und Seitenflügel)
Foto © 2006 Olof von Randow, Ergänzung 2013 R. Krukenberg
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