Vor der Taubstummenanstalt zwischen der Emil-Pyrkosch-Straße
(heute: ulica Karola Miarki) und der Zwingerstraße lag der um
ca. 1880 angelegte Germania Platz. Bis heute befindet sich dort
eine kleine Grünanlage mit hohem Baumbestand. In der Mitte des
Platzes stand das der Göttin Germania geweihte Denkmal, welches
an die Gefallenen des „Deutschen Krieges“ von 1866 und den des
„Deutsch – Französischen Krieges“ von 1870-1871 erinnern sollte.
Es war zugleich auch das erste errichtete Kriegerdenkmal der
Stadt Ratibor. In diesen Kriegen starben 22 Ratiborer 1866 und
25 1870-1871.
Auf einem 4 m hohen Piedestal thronte eine 2 m hohe Göttin
Germania. Da der Untersatz des Denkmals auf einem kleinen
Erdhügel stand, reichte das Denkmal bis zum zweiten Stock der
Taubstummenanstalt hinter der Psinna. Auf der Rasenfläche,
die bis 1945 durch einen niedrigen Zaum geschützt war, standen
in der Nähe der Zwingerstraße seit 1911 zwei französische
Kanonen. Es waren Trophäen aus dem Kriege von 1870-1871,
Geschütze des Kalibers 92-mm, Muster 1862, mit einer Reichweite
von 3.000 Meter.
Die Kanonen waren Geschenke von Karl Max VI. Fürst von
Lichnowsky, des Herren auf Kreuzenort Kreis Ratibor, Grätz und
Kuchelna. Der Magistrat von Ratibor bedankte sich am 24.
November 1911 bei Seiner Durchlaucht dem Fürsten für das
Geschenk. Zunächst wurden diese Geschütze auf dem Ring
aufgestellt. Doch erschien die Nähe zur Marinensäule als
unpassend, so dass diese auf dem Germania Platz umverlegt wurde,
wo sie im Zusammenhang mit dem Kriegerdenkmal besser zu Geltung
kamen.
1945 sind die Geschütze von Sowjetischen Einheiten als
Kriegsbeute abtransportiert wurden. Das Denkmal der Germania
verschwand. Näheres über den Verbleib des Denkmals ist bisher
unbekannt. Quelle: Reiseführer durch O./S. (1929) 1929;
Chronik von Ratibor O./S.; Ratibor einst und jetzt von Paul J.
Newerla (1998)