Die Ortschaft Bethen bei Cloppenburg ist der Wallfahrtsort der
katholischen Christen des Oldenburger Landes. Das Gnadenbild, eine Pietà
aus dem späten 14. Jahrhundert, befindet sich in einer kleinen barocken
Kapelle von 1669. Daneben wurde in den Jahren 1922 bis 1929 die heutige
neubarocke Wallfahrtskirche errichtet, die Unserer Lieben Frau von den
Sieben Schmerzen geweiht ist und seit 1977 den päpstlichen Titel einer „Basilica
minor“ führt. Von Anfang an war sie in besonderer Weise dem Gedächtnis
der Kriegstoten gewidmet. In ihrer 1931 eingeweihten Krypta sind an
braunen Marmorwänden 3.672 Namen der gefallenen und vermissten Soldaten
des Ersten Weltkriegs aus allen katholischen Kirchengemeinden des
Oldenburger Landes verzeichnet.
Zwanzig Jahre nach dem Ende
des Zweiten Weltkriegs begann man damit, die Gedenkstätte in Bethen zu
erweitern. Westlich der Wallfahrtskirche schuf man einen Platz von rund
hundert Metern Länge und rund dreißig Metern Breite, der von einer Mauer
umgrenzt wurde, jedoch zur Kirche hin offen blieb. An der Nordseite
wurde eine überdachte Altarinsel errichtet. Ursprünglich war geplant,
Bronzetafeln mit den Namen der Toten beider Weltkriege aus allen
katholischen Gemeinden des Oldenburger Landes an der Umfassungsmauer
anzubringen, wobei man mit bis zu 15.000 Namen rechnete. Dies erwies
sich jedoch als nicht finanzierbar. Man beschränkte sich schließlich
darauf, an der südlichen Mauerwand der Gedenkstätte neun Kreuzembleme
für die Dekanate und die Namen der zugehörigen Kirchengemeinden zu
befestigten und die bereits gesammelten Namen der Opfer des Zweiten
Weltkriegs in einem Gedenkbuch festzuhalten.
1972 veranlasste der Pfarrer
von Bethen, Bernhard Beering, den Druck dieses Gedenkbuchs. Ein Exemplar
ist seither ständig in der Krypta der Wallfahrtskirche ausgelegt, viele
Kirchengemeinden erwarben weitere Exemplare. Das Buch ist untergliedert
in die neun Dekanate Cloppenburg, Damme, Delmenhorst, Friesoythe,
Löningen, Oldenburg, Vechta, Wesermarsch und Wilhelmshaven. Diesen
Dekanaten sind die im Jahr 1972 bestehenden 117 Kirchengemeinden
zugeordnet. Die Anzahl der dort aufgelisteten Namen schwankt zwischen 6
(Augustfehn) und 413 (Lohne St. Gertrud). In einigen Gemeinden findet
sich eine weitere Aufgliederung der Namenlisten nach Bauerschaften. In
aller Regel wird zwischen den Vermissten und den nachweislich
Verstorbenen unterschieden. Zusätzlich sind bei jedem Namen das Geburts-
und das Todesjahr angegeben.
Es ist zu beachten, dass die
Zuordnung der Namen zu den Kirchengemeinden nicht unbedingt besagt, dass
die betreffenden Kriegstoten dort auch tatsächlich beheimatet waren.
Denn bei der Sammlung der Namen in den 1960er Jahren waren nicht nur die
alteingesessenen katholischen Familien aufgefordert, die Daten ihrer
durch Kriegseinwirkung ums Leben gekommenen Angehörigen mitzuteilen,
sondern ebenso auch die aus Ostdeutschland vertriebenen Katholiken, die
nach 1945 eine neue Heimat im Oldenburger Land gefunden hatten.
Insgesamt enthält das
Gedenkbuch 10.244 Namen von Opfern des Zweiten Weltkriegs, wobei
allerdings zahlreiche Doppelnennungen nachzuweisen sind. Außer den
Soldaten ist eine Reihe von zivilen Opfern im Gedenkbuch aufgeführt, die
durch Bombenabwürfe, Tieffliegerangriffe, Kampfhandlungen bei Kriegsende
oder durch die Folgen von Flucht und Vertreibung ums Leben kamen.
Das Gedenkbuch wurde 2008 im
Offizialatsarchiv in Vechta, das für den oldenburgischen Teil des
Bistums Münster zuständig ist, durch Anita Höne auf digitaler Basis
abgeschrieben und mit einer Einleitung des Archivars Peter Sieve im
Internet als PDF-Dokument publiziert (www.offizialatsbezirk-oldenburg.de/index.php?myELEMENT=177133).
Diese Form der Veröffentlichung soll zum einen als zeitgemäße
Weiterführung des Totengedenkens und zum anderen als Grundlage für
weitergehende Nachforschungen in einzelnen Gemeinden dienen.
Peter Sieve,
Offizialatsarchiv Vechta
Datum der Abschrift: 2010
Beitrag von: Michael G. Arenhövel, Osnabrücker genealogischer Forschungskreis e.V.,
mit freundlichen Unterstützung des Offizialatsarchivs in Vechta
Foto © 2010 Michael G. Arenhövel