Der Krieg
von 1864:
Zu Anfang des Jahres 1864 brach der Krieg der Preußen und
Österreicher gegen Dänemark aus. In einem Ausruf vom 12. Februar bat
der Landrat Berlin um Charpie und Verbandsstücke für die ins Feld
gerückte Armee. Der Krieg, dessen Hauptkämpfe bei Alsen und den
Düppeler Schanzen stattfanden, wurde durch den Frieden zu Wien am
30. Oktober 1864 beigelegt.
Die
Musikkapelle des 2. Schlesischen Regiments Nr. 6 war schon früher
heimgekehrt und veranstaltete zur allgemeinen Freude am 3. Juni ein
Konzert. Der Dankgottesdienst fand aber erst am 18 Dezember statt.
Einige Neustädter Kämpfer hatten an dem Sturm auf die Düppeler
Schanzen ruhmvoll teilgenommen, so die Weber „August Reimann“
und „Johann Reisch“, beide wurden seitens der Stadt besondere
Anerkennungen zu Teil.
Der Krieg
von
1866: Aus heiterem Himmel erfolgte am 5. Mai
1866 die Mobilmachung Preußens gegen Österreich. Am 22. Mai rückte
die 4. Eskadron und der Regimentsstab aus Neustadt an die Grenze bei
Ziegenhals Kreis Neiße, am 27. Mai rückte auch die 2. Eskadron in
die Gegend von Ottmachau Kreis Grottkau.
So
entbehrte die Stadt des militärischen Schutzes. Noch im Mai erließ
der Magistrat einen Aufruf an die wehrhaften Bürger, für jeden der 6
Stadtbezirke einen Sicherheitsverein zu bilden und bestimmte
folgendes: „Die Mitglieder eines jeden Bezirks wählen unter sich den
Bezirksführer. Die Schützengilde bildet sich nach wie vor einen
besonderen Verein. Soweit die Vereinsmitglieder sich Waffen
verschaffen können, werden besondere bewaffnete Abteilungen
gebildet. Der Sicherheitsverein hat für Ruhe und Sicherheit des
Eigentums zu sorgen, nicht aber gegen den Feind zu kämpfen; etwa
übertretende Feinde sind als Gäste zu betrachten.“ Am 6. Juni erließ
der Magistrat ein Statut des Sicherheitsvereins zu Neustadt, das die
Rechte und Pflichten noch näher angab. Kreisgerichtsrat von Kunowsky
war Vorsitzender des Sicherheitsvereins.
Außerdem wurde am 4. Juli die Stadtwehr gebildet und dieselbe die
Schützengilde, die Turner sowie die sechs Corps der 6 Stadtbezirke
nebst den Bezirksführern eingereiht, im Ganzen 1.323 Mann. Trotzdem
durchschwirrten beunruhigende Gerüchte die Stadt, als ob die
Österreicher kämen und die Stadt, wie ehemals am 28. Februar 1779,
in Brand stecken würden. Viele Einwohner suchten das Eigentum zu
bergen, die Wertpapiere der Kämmereikasse und die Kleinodien des
Leihamts wurden nach Polen geschafft.
Unter
Leitung der Frau Kreisgerichtsdirektor Scotti, Frau Bürgermeister
Kammler, Frau Oberzollinspektor Fromm und Fräulein Witte bildete
sich ein Kreisverein von Frauen und Jungfrauen, welcher Geld,
Charpie, Leinwand, Bandagen, Bekleidungsstücke für die Armee
sammelte. Der Frauen- und Jungfrauenverein erstattete von Zeit zu
Zeit Bericht über seine patriotische Tätigkeit.
Aber
der glänzende Sieg der Preußen bei Königgrätz am 3. Juni, der schon
am nächsten Tage durch Illumination der Stadt gefeiert wurde,
zerstreute die bange Furcht. In das Kloster der Barmherzigen Brüder
kamen 45 Verwundete, das Militärlazarett blieb leer; einige
Truppendurchmärsche machten keine Schwierigkeit. So hatte die Stadt
nicht viel zu leidern; trotzdem war die Siegesfreude ungeheuer, weil
die befürchteten Übel nicht eingetreten waren. Am 24. September
wurde das Freudenfest gefeiert, als die zurückgekehrten siegreichen
Truppen unter Führung des Majors von Walther auf dem Ringe von den
städtischen Behörden feierlich begrüßt wurden. Am nächsten Tag wurde
die Mannschaft beider Eskadrons, etwa 400 Mann, auf dem Kasernenhof
von der Stadt bewirtet. In gleich glänzender Weise verlief das von
der Stadt zu Ehren der Offiziere arrangierte Diner, ebenso am 29.
September das Fest der eingezogenen Reservisten. Das allgemeine
Siegfest wurde am 11. November 1866 gefeiert.
Der Krieg
von 1870-1871:
Sobald der Krieg an Frankreich erklärt war, wurden die detachierten
Eskadrons des hiesigen Husarenregiments in die Nähe von Neustadt
herangezogen, die 1. Eskadron nach Buchelsdorf, die 5. nach Leuber,
die 3. in die hiesige Kaserne, die 4. in die Kantonnementsquartiere
innerhalb der Stadt, die 2. blieb in ihren Bürgerquartieren. Die 3.
Eskadron wurde Ersatz-Eskadron und verblieb als solche nebst der
Bekleidungskommission während des Krieges in Neustadt.
Am
Morgen des 27. Juli 1870 verließ das Regiment die Stadt, feierlich
verabschiedet und von Segenswünschen der Bürger begleitet. An
demselben Tage fand der Bittgottesdienst aus Anlass des
ausgebrochenen Krieges in beiden Kirchen statt.
Mit
welcher Freude wurden die Siegesnachrichten aufgenommen! Das Postamt
hatte Sorge getragen, dass die eingehenden Depeschen ohne Verzug
durch den Druck veröffentlicht wurden und den Jubel in die ärmste
Hütte hineintrugen. Die wehenden Fahren verkündeten von den Türmen
der Stadt die frohe Botschaften auch den ländlichen Gemeinden der
Umgebung. Allgemein war die Siegesstimmung besonders am 3. September
1870, als nach der Schlacht bei Sedan und der Gefangennehmung des
Kaisers Napoleon III. ein Freudenfest mit allgemeiner Illumination,
Musik und Gesang auf dem Ringe gefeiert wurde. Ebenso herrlich
verlief die Friedensfeier am 3. März 1871. 19:30 Uhr bewegte sich
der Festzug unter Musik und Gesang mit lauten Jubel bei glänzender
Illumination und Fackelzug durch die innere Stadt. Bürgermeister
Kammler verlas die Allerhöchste Friedensdepesche und hielt von den
Stufen des Rathauses eine begeisterte Rede an die dichtgedrängte
Menge; ein brausendes Hoch auf Kaiser Wilhelm und das
wiederaufgerichtete Deutsche Reich war die Antwort der Zuhörer.
In der
Zeit vom 10. August 1870 bis 13. Juni 1871 befand sich unser
Husarenregiment in Frankreich und nahm an den Schlachten bei
Beaumont, Sedan, Orleans, Beaugeney, Le Mans, an der Belagerung
von Paris und 16 Treffen ruhmreichen Anteil. Am
Sonntag, den 18 Juni, kehrte es unter Führung des Oberstleutnants
von Grävenitz in die Stadt zurück. Nach dem für denselben Tag
Allerhöchst angeordneten Dankgottesdienst, der in beiden Kirchen
abgehalten worden war, bewegte sich der Festzug der Behörden,
Vereine und der gesamten Schuljugend unter Zudrang der Städter und
der Bewohner der Umgebung bis zu Prudnikbrücke in der Obervorstadt
und geleitete das angekommene Regiment durch die im reichsten
Schmuck prangenden Straßen, Ehrenpforten und Kränze nach dem Ringe,
wo die Begrüßung des Regiments und Bewirtung der Truppen unter
gleichzeitiger Überreichung eines Ehrengeschenkes erfolgte.
Am
folgenden Tage fand die Ausgleichung der Eskadrons und der Übergang
in die Friedensformation statt. Das zurückkehrende Landwehrbataillon
wurde in seinem Stationsorte Kosel (Cosel) am 16. März festlich
empfangen und den Mannschaften desselben, sowie den zurückgekehrten
Reservisten aus hiesiger Stadt wurde zu dem am 5. August gefeierten
Wiedervereinigungsfeste ebenfalls ein Ehrengeschenk überreicht.
Am 26.
November 1871 fand der allgemeine Trauergottesdienst für die
gefallenen Krieger in beiden Kirchen statt.
Das
Kriegerdenkmal:
Das Andenken an die Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. und an die
Helden, die für die Einigung Deutschlands ihr Blut vergossen hatten,
wurde noch in dem Todesjahr der beiden Kaiser in würdiger Weise
durch die Einweihung des Kriegerdenkmals am 21.
Oktober 1888 begangen.
Das
„Komitee für den Bau eines Kriegerdenkmals in Neustadt“ hatte das
Werk, einen imposanten, hochragenden sehr schön bearbeiteten Obelisk
mit 12 m Höhe in den Promenadenanlagen, geschaffen. An dem Denkmal
waren als Bronze-Medaillons die Kaiser Wilhelm I., Friedrich III.,
Reichskanzler Bismarck und Feldmarschall Moltke angebracht. Über
Kaiser Wilhelm I. schwebte „Der Friede“, ein schönes Relief und an
der Spitze des Obelisken thronte der preußische Adler aus Bronze.
Das Programm war folgendes: 11 Uhr
Antreten der Behörden und der Vereine vor dem Kreis-Ständehause;
Umzug durch die Stadt nach dem Festplatz. Festgesang der hiesigen
Männergesangvereine, Festrede, Weihe und Nagelung der neuen Fahne,
Rückmarsch zum Ständehaus, Festessen, abends Festvorstellung,
Beflaggen der Häuser.
Die Reihenfolge im Festzuge war
folgende: Behörden, Baukomitee, Kriegerverein Neustadt,
Männergesangverein, Verein Liedertafel. Dann durch Los bestimmt: 1.
Beamte des Amtsgerichts; 2. Gesellenverein; 3. Schuhmacherinnung; 4.
Militärverein Wiese Pauliner; 5. Männerturnverein; 6. Edolioverein
(Sparkassenverein); 7. Kriegerverein Schnellewalde; 8. Militärverein
Neustadt; 9. Feuerwehrverein Neustadt; 10. Evangelischer
Jünglingsverein; 11. Schützengilde; 12. Turnverein Vorwärts; 13.
Kriegerverein Oberglogau und Mochau. Diese Aufzählung ist
interessant, weil sie eine Übersicht der damaligen in der
Öffentlichkeit tretenden Vereine gibt.
Quellen:
Dr. Johannes Chrzaszcz (Chrzonz) - Geschichte der Stadt Neustadt
(1912); Reiseführer durch Oberschlesien (1929)